Mit ihrem brandneuen Konzeptalbum „Imaginaerum“ im Gepäck besuchten die Melodic Symphonic Metal-Urgesteine und Stilbegründer Nightwish den hanseatischen Norden, um in der o2 World Hamburg ein epochales Konzerterlebnis der Extraklasse zu liefern. Als Support im Gepäck hatten sie das klassische Streichquartett von Eklipse und die brachialen Power-Symphoniker von Battle Beast aus Finnland.
Zu diesem Anlass trafen wir uns vor der Show mit Marco Hietala zum Gespräch – seines Zeichens Bassist und … naja, irgendetwas zwischen relativem hartem Sänger und relativ softem Shouter. Wie er auch selbst sagt. Lange Zeit mussten die Fans auf neuen Nightwish-Output warten. So liegt das Erscheinen des letzten Albums „Dark Passion Play“ im Jahre 2007 immerhin schon eine halbe Dekade zurück. Inwiefern hat sich die Musik der Finnen seitdem weiterentwickelt? Können Nightwish ihre stilprägende Vorreiter-Rolle in der melodischen Metal-Szene ausbauen und bestätigen, oder versumpfen sie wie so viele Bands vor ihnen im Zuge einer erzwungenen „Weiterentwicklung“ in pseudoprogressivem Bombast-Morast?
Marco ist sich sicher – das Letztere wird nicht passieren. Er sieht das Album als ganz direkten Ausdruck der Band-Persönlichkeit und als Resultat der Einbringung jedes einzelnen Mitglieds. Kein Album je so ausgefeilt, kein Album je so persönlich – Imaginaerum sei der zweifelsfreie Höhepunkt des nachtwünschlerischen Schaffens. Und das würden die Fans wohl genau so sehen, denn das bisherige Feedback zur neuen Tour sei durchweg positiv. Ob die Fans da genau so denken? Das könnt ihr uns gerne im Kommentarbereich wissen lassen!
Doch was genau macht Nightwish so einzigartig? Was füllt bei den Finnen um Anette Olzon eine halbe o2 World, wo stilverwandte Größen wie Epica froh sein können, einen Bruchteil an Besuchern auf einem Konzert vorzufinden? Wie kommt es, dass Nightwish als eine der ganz wenigen Bands dieses Genres sogar in den Charts der Populärmusik eindrucksvolle Erfolge vorweisen können? Wie kommt es, dass sie mit ihrer Musik offensichtlich auch sehr viele Menschen ansprechen, die sonst weder mit Metal noch Rock noch irgendeiner Form härterer Musik überhaupt etwas anfangen können? Denn egal wen man fragt – Nahezu jeder kennt Werke wie „Nemo“ oder „Amaranth“. Selbst die typischen Caspar- oder Sido-Frenetiker.
Wie kommt es, dass jede Band – so sie denn melodischen Metal mit weiblichen Vocals bietet und vielleicht nicht gerade auf der „Arch Enemy“-Welle schwimmt – nahezu automatisch mit Nightwish verglichen wird und beweisen muss, kein reiner „Abklatsch“ der Finnen zu sein? Marco hat da in der Tat eine recht genaue Vorstellung von. Wie er die Sache sieht? Das erfahrt ihr in unserem fast halbstündigen Interview! Fühlt sich die Band vielleicht sogar in einer Vorreiter-Rolle auf dem Weg, den Metal von seiner früheren Randgruppenkultur endgültig in die Gefilde des Pops einzuführen? … was an dieser Stelle keinesfalls abwertend gemeint sein soll! Sehen sie sich in der Aufgabe, auch Gangsta-Rappern und Jazzenthusiasten zu zeigen, was die „schwarze Musik“ abseits von zwölftönerndem Gitarrengeschramme und ohrenbetäubendem Geschrei an grandiosen Melodien zu bieten hat? Ihr werdet es sehen!
Auch sprachen wir mit Marco – wieder einmal – über die Themen der Online-Piraterie und inwiefern sich die Musikszene über die Jahre verändert hat. Wird es immer schwerer für junge Bands, im knallharten Business Fuß zu fassen? Immer öfter ereilen uns Nachrichten auch gestandener Bands, dass sie sich auflösen, da sie von ihrem Schaffen schlicht und ergreifend nicht mehr leben können. Wie sieht das nun bei einer waschechten „Welt-Band“ aus? Welche der Probleme der „kleinen“ Bands kommen bei einem Schwergewicht wie Nightwish überhaupt noch an?
Überhaupt! Sieht Marco die Musikszene in den kommenden Jahren ausbluten, wenn kaum eine frische und junge Band es noch schafft, das Niveau von Clubkonzerten vor 20 Zuschauern zu überwinden? Wie kann sich der symphonische Metal in seinen Augen noch weiterentwickeln und „auffrischen“? Bei der heutigen Übersättigung am Genre ist es durchaus fraglich, ob er nicht vielleicht schon das Ende seiner Entwicklung erreicht hat. Innovation oder Stagnation auf hohem Niveau – wie wird es weitergehen?
Zu guter Letzt erzählt er uns noch aus seiner ganz persönlichen Erinnerung. In wieweit haben die Erfahrungen und die Zeit mit Nightwish ihn geprägt? War es eher ein entspanntes Zurücklehnen und Die-Tage-wirken-Lassen, oder doch ein aktives Formen und Steuern in der Sturmflut der Zeit?
Soviel von uns und bis zum nächsten Mal!
Viel Spaß beim Schauen.
Cheers!
P.s. Natürlich waren wir auch beim Konzert selbst vor Ort und haben es wie gewohnt bildgewaltig für euch festgehalten! Zur Galerie geht es hier.
Moderation: Arne Luaith; Fotografie: Arne Luaith; Kamera: Alexander Kipke
Einige Hörproben dieses Monumentalwerks von Nightwish könnt ihr euch unten stehend anhören:
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Kommentare von Besuchern
15. Mai 2012, 17:55 Randy sagt:
Ich war am 21.4, Jukkas Geburtstag in der Rockhal in Luxemburg und auch wenn die Halle bei weitem kleiner ist als die O2-World, so war sie voll bis zum Anschlag und die Stimmung war einfach nur Hammer. Nightwishs Buehnenshow und die Musik machen live einfach Laune (war auch 2008 bei der DarkPassionPlay-Tour so). Bombastisch.
14. Mai 2012, 18:12 Julien sagt:
Whoaa, great one!!
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Kommentare von Besuchern
Randy sagt:
Julien sagt: