Nach drei Jahren Existenz hat es das Impericon Festival nun dieses Jahr auch nach Köln geschafft, aber nicht nur in Narrenstadt: Vier Städte, vier Line-ups.
Wie immer Leipzig, zum zweiten Mal in Wien und auch zum ersten Mal in Manchester. Definitiv eine nicht zu verachtende Steigerung.
Klar lässt sich darüber streiten, ob nun das Line-Up in der einen oder anderen Stadt besser war, aber Grund zur Beschwerde sollte es aufgrund der Bands im Palladium nun wirklich nicht geben. Auch wenn sich wohl einige gewünscht hätten, dass sich Maroon auch von Köln verabschiedet hätten. Die waren nämlich zumindest in Leipzig und Wien anwesend, um sich auf ihrer „Some Goodbyes are Farewells Tour 2014“ ein letztes Mal die Ehre zu geben.
Aber nun zurück nach Köln!
Also erst einmal sind Ein-Tages-Festivals wohl auch nicht jedermanns Sache.
Sie fangen schon mittags an, trotzdem steht man in einer dunklen Halle herum und wenn man heraus schreitet, erblindet man fast durch gewöhnliches Tageslicht. Zurück zum Zeltplatz, kurz entspannen, Schläfchen machen? Gibt’s nicht! Gegessen haben sollte man auch vorher, die Auswahl ist beschränkt und überteuert; der Außenbereich meist nicht größer als ein Wohnzimmer. Zusammengepfercht steht man da und raucht beim 5 Zentimeter entfernten Nebenmann auch noch mit, während der erste Besoffene durch Hinfallen einen Domino-Effekt auslöst. Klingt wie die vorderen Reihen eines Konzerts, nur ohne den Spaß.
Aber gut, genug gemeckert. Wegen gutem Essen und entspannender Atmosphäre sind wir ja auch nicht da! Eins ist klar: Wo Impericon drauf steht, ist auch Impericon drin. Das steht außer Frage. Hier wusste man musikalisch, auf was man sich einlässt, auch wenn einzelne Bands einem vielleicht nichts sagten. Trotzdem blieb es recht abwechslungsreich, vielleicht aber doch etwas zu viel "Wechsel".
Climates hatten als erste Band gerade mal zwanzig Minuten Spielzeit, bei jeder zweiten Band wurde dann immer um fünf Minuten aufgestockt; die sich H20 zum Beispiel komplett sparten, um den Umbau-Leuten mehr Zeit zu überlassen.
Natürlich war es lobenswert, dass das Festival gut organisiert zu sein schien, da es sich überpünktlich an den Zeitplan halten konnte. Ich persönlich hätte mir aber ein paar Bands weniger gewünscht und dafür den anderen etwas mehr Zeit gegeben, sich auszuleben.
Es blieb kein Raum für die Zuschauer, das Erlebte kurz zu verarbeiten. Musik wie am Laufband abgefertigt. Aber vermutlich hole ich hier zu weit aus, da das wohl ein generelles Festivalproblem ist. Trotzdem sollten zumindest mal 35 Minuten für jede Band eingeräumt werden!
Die Besucher ließen sich davon jedoch nicht stören. Die Stimmung war durchgehend gut und durch die große Auswahl konnte sich jeder seine Favoriten rauspicken. Zu jeder neuen Band verließen Besucher den vorderen Teil der Halle, so dass man auch kurz vor Anpfiff ohne Probleme noch nach vorne durch kam. Die erste Reihe war wie gewöhnlich von "Headliner-Erwartern" belagert, aber da will ja eh keiner stehen. Wuch wenn die Akustik nicht immer optimal war, schienen alle Bands bei bester Laune zu sein und gaben in ihrer kurzen Spielzeit ihr Bestes.
Jesse Barnett von Stick to your Guns hielt während des Auftritts wie gewohnt liederlange Ansprachen, wofür er sich im Nachhinein auch bei seinen Fans entschuldigte. Und auch Deez Nuts-Frontmann JJ Peters war um ein paar Worte nicht verlegen. Mangelnden Bezug zu ihren Fans kann man diesen beiden Bands mit Sicherheit nicht vorwerfen. Die Belgier von Nasty stellten schließlich klar, dass Nazi-Hardcore-Anhänger auf ihren Konzerten nichts zu suchen hätten.
Während bei einigen Bands also viel geplaudert wurde, beschränkte es sich bei anderen auf ein "Dankeschön" nach jedem Stück.
So auch La Dispute, nicht ganz unvoreingenommen mein persönliches Highlight. Ganz egal, ob das für einen positiv oder negativ sein mag, die Band hebte sich ohne Zweifel stilistisch nochmal auf ganz andere Art und Weise von den restlichen Bands ab. Teilweise sehr viel ruhiger, generell einfach melodischer und trotzdem nicht weniger Kick-ass.
Ab 18 Uhr wurden die Pforten dann auch wieder geöffnet und man konnte das Gelände verlassen ohne das einem danach kein Einlass mehr gewährt wurde. Darüber, wie sinnvoll diese Regelung nun war, lässt sich natürlich streiten. Aber es gibt genug Festivals, bei denen man nach einmaligem Verlassen den Rest des Abends gar nicht mehr hereingelassen wird, also möchte ich mich eigentlich gar nicht beschweren.
Was mir im Nachhinein noch aufgefallen ist: Nicht eine Band, die in Köln auftrat, stammte aus Deutschland, dabei gibt es doch einige Hardcore-Bands, die sich auch international einen Namen machen konnten. Zumindest in Leipzig traten Maroon und Science of Sleep auf. Das aber nur so als Anmerkung.
Ohne Zweifel hat sich dieses Festival in relativ kurzer Zeit einen Namen gemacht und das hat es auch verdient! Für gerade mal drei Jahre Existenz ist es besser organisiert als so manch ein Event, welches schon zwanzig Jahre auf dem Buckel hat. Allein dafür großen Respekt. Und trotz aller Kritik: Einen Grund, nächstes Jahr nicht mehr zu kommen, ist das alles nicht!
Running Order:
Climates (UK)
Nasty (Belgien)
Neck Deep (UK)
Breakdown of Sanity(Schweiz)
H20 (US)
La Dispute (US)
Stick to your guns (US)
Deez Nuts (Australien)
Despised Icon (Kanada)
Terror (US)
Boysetsfire (US)
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